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Ein erwachsener Anatolischer Kammmolch im Vivarium des Tierparks Chemnitz.
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Eine von ca. 10 bis 15 Larven der Anatolischen Kammmolche, die im Vivarium des Tierparks Chemnitz geschlüpft sind
Anatoli, die übersehene Weltseltenheit
Warum gibt es eigentlich kein Maskottchen für Chemnitz, die Kulturhauptstadt Europas 2025? So was wie Malik, den Löwen beim CFC? Oder Karli bei den Niners? Waren sich die Herrschaften in der Organisation zu fein für eine solch schnöde Winke-winke-Figur? Oder passte die totale Sichtbarkeit, die einem Maskottchen immanent ist, nicht zum Motto „C the unseen“? Damit will man ja gerade das Unsichtbare, Unentdeckte zeigen - und da bleibt ganz offensichtlich kein Platz für plakative Plüsch-Kameraden...
Die Seher übersahen das Ungesehene
Denn die Kulturhauptstadt-Manager haben eine echte Welt-Seltenheit übersehen, die quasi vor ihren Augen im Chemnitzer Tierpark durch Wasser und Grünzeug huscht. Gestatten: Tritutus anatolicus, der Anatolische Kamm-Molch. Niemals gab es Getier, das hätte besser zu einem Motto gepasst, wie der Schwanzlurch zu „C the unseen“. Die Art wird weltweit nur in Chemnitz gezeigt und lebt bisher wenig beachtet im Vivarium.
Gar nicht so unscheinbar
Doch „Anatoli“ blieb unentdeckt. Vorbei die Karriere als europaweit wirkendes Maskottchen. Vorbei, noch ehe sie begonnen hatte. Vorbei, weil man nur die Chemnitzer Kultur vor Augen hat, die Fauna aber keines Blickes würdigt? Einen anderen Grund für das verfehlte Maskottchen-Dasein gibt es augenscheinlich nicht. Denn ein Mini, wie zum Beispiel Winzling Lygodactylus Williamsi, der „Himmelblaue Zwergtaggecko“, der gleich nebenan über die Blätter huscht und höchstens acht Zentimeter lang wird, ist „Anatoli“ nicht. Kamm-Molche, auch anatolische, können bis zu 20 Zentimetern groß werden.
Anatolis Art wird bleiben...
Jetzt gab es - neben dem eigentlichen Vorhandensein des Tierchens - sogar noch eine weitere Weltsensation: Nachwuchs bei „Anatoli“. In seinem Zuhause wurden zehn bis 15 Larven entdeckt. Ein Wink des Schicksals? Späte Rache? Jedenfalls werden die Anatolischen Kamm-Molche auch in der nächsten Generation im Tierpark Chemnitz heimisch sein und können bewundert werden.
Was man in der nächsten Generation über das europäischen Kulturhauptstadtjahr sagen wird, ist ungewiss...