Asylpläne stoßen auf Ablehnung bei Nieskyern
Der Landkreis Görlitz hat gestern Abend im Stadtrat über seine Pläne für das Asylbewerberheim in Niesky informiert. Die Kapazität soll auf bis zu 200 Plätze verdoppelt werden. Derzeit ist das Heim mit rund 60 Männern belegt. Falk Werner Orgus, Ordnungsamtsleiter im Landratsamt, sprach von einem besonderen Klientel. „Jeder vierte ist ein Straftäter oder psychisch krank.“ Sie seien dem Landkreis von der Landesdirektion zugewiesen worden. „Wir wollen dieses Klientel nicht mehr und sind darüber mit der Landesdirektion im Gespräch.“ Bei den Straftätern handele es sich um Männer, die Körperverletzungen, Diebstähle oder Drogendelikte begangen hätten.
Orgus warb für Verständnis. Der Landkreis sei verpflichtet, Flüchtlinge unterzubringen. Er verwies dabei auf ein vom Kreistag beschlossenes Unterkunftskonzept. Es sieht in fünf sogenannten Planungsräumen Asylbewerberheime mit einer Kapazität zwischen 150 und 250 Plätzen vor. Die Bleibe an der Fichtestraße in Niesky bietet Platz für 98 Menschen. Das Sicherheitskonzept sieht zwei Wachleute tagsüber vor und einen in der Nacht. Es gebe täglich Zimmer- und Taschenkontrollen. Das funktioniere. Es müsse bei einer Erweiterung aber „noch einiges angefasst“ werden, sagte Orgus. Die Landkreis will Wohncontainer auf dem Gelände des Asylbewerberheimes errichten. Einen genauen Zeitpunkt gibt es noch nicht. Im Spätsommer könnte mit der Erweiterung begonnen werden.
Viele der rund 150 Zuschauer im Saal reagierten ablehnend auf die Pläne des Landkreises. Sie äußerten Ängste und Bedenken. „Wir wollen so etwas wie in Aschaffenburg nicht erleben“, so eine Frau. „Wer schützt am Abend die Penny-Verkäuferinnen? Es gab ja schon Vorkommnisse“, ergänzte eine Nieskyerin. Eine Kita sei keine tausend Meter vom Heim entfernt, so ein Nieskyer. Geld werde für die Flüchtlingssozialarbeit ausgegeben. „Aber was ist mit unserer Jugendsozialarbeit? Der Jugendring hat Insolvenz angemeldet. Alles geht unter. Dieses Problem muss gelöst werden“, so eine Frau. Sie habe selbst viele Jahre mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet.
Oberbürgermeisterin Kathrin Uhlemann verwies im Zusammenhang mit der Erweiterung des Flüchtlingsheimes auf die „begrenzten Handlungsmöglichkeiten“ der Stadt. Das Grundstück gehört dem Landkreis. Der Stadtrat könne die Pläne nicht ablehnen. „Kann er doch, wenn er keine Baugenehmigung erteilt“, so ein Nieskyer.
Die Diskussion soll auf einer Einwohnerversammlung fortgesetzt werden.„Ihre Bedenken werden aufgenommen. Keine Frage soll offen bleiben“, versprach die Oberbürgermeisterin.
