Carolabrücke: Abriss gestoppt - Pfeiler wackelt!
Die Abrissarbeiten an der eingestürzten Carolabrücke in Dresden sind aus Sicherheitsgründen eingestellt wurden, auch Schiffe dürfen vorerst nicht mehr durch, denn das Messsystem hat angeschlagen.
Baubürgermeister Stephan Kühn informierte am Dienstagmittag darüber, dass das Schall-Monitoring, mit dem der Zustand der noch stehenden Brückenteile permanent überwacht wird, Aktivitäten angezeigt hat. Demzufolge gibt es Brüche im Spannstahl am mittleren Pfeiler der Brückenzüge A und B. Die waren nicht direkt von dem Einsturz im Herbst 2024 betroffen.
Die Gefahrensituation muss nun neu bewertet werden, so Kühn. Wann genau es wieder weitergehen kann, ist noch unklar. Man sei in Abstimmung mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt zur künftigen kontrollierten Durchfahrt, heißt es von der Stadt.
Am Dienstagmnachmittag haben Gutachter weitere Brüche im Spannstahl des Zuges A festgestellt. In der Nacht zu Mittwoch und am Morgen gab es nach Aussage der Stadt aber keine weiteren Bewegungen. Die Bagger auf der Neustädter Seite reißen vorerst nicht weiter ab, an der Baustraße wird aber weiter gearbeitet. Dies verursacht laut Stadt keine Erschütterungen und hat damit keine Auswirkungen auf die noch stehenden Brückenzüge. Auf der Elbe verfüllt das Baggerschiff „Domarin“ Löcher in der Fahrrinne.
Eine durch Feuchtigkeit ausgelöste Spannungsrisskorrosion gilt als Hauptursache für den Einsturz des Brückenstrangs C. Das führte nach Einschätzung von Experten in Verbindung mit Materialermüdung durch Belastung dazu, dass zahlreiche Spannglieder der Brücke versagten und ihre Spannkraft verloren.
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Expertise der Ingenieure abwarten
Die Durchfahrt unter dem Bauwerk wurde erst vor drei Wochen mit Einschränkungen für die Binnenschifffahrt freigegeben. „Seit heute früh ist sie wieder komplett gesperrt“, sagte der stellvertretende Amtsleiter Helko Fröhner vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe in Dresden. Laut Fröhner ist nun die Expertise des beauftragten Ingenieurbüros abzuwarten. Es müsse eingeschätzt werden, ob die vor Monaten teils eingestürzte Brücke hält und Schiffe wieder durchgelassen werden können.
Nach dem Einsturz an der Carolabrücke in der Nacht zum 11. September war die Binnenschifffahrt auf diesem Abschnitt für fünf Monate unterbrochen. Seit Anfang Februar war die Passage nach Voranmeldung freigegeben für die gewerbliche Schifffahrt - ab Dienstag sollte freie Fahrt im Einbahnstraßenmodus sein.
Seit dem Einbruch eines Verkehrsstrangs der Carolabrücke sind die beiden noch stehenden Züge des Bauwerks aus Spannstahlbeton aus DDR-Zeiten für den Fahrzeugverkehr gesperrt, auch die Schifffahrt war lange unterbrochen. Nach fünfmonatiger Zwangspause fuhren mehrere Güter-Schwertransporte und Elbdampfer problemlos unter ihr durch. (mit dpa)
Heftige Kritik am schleppenden Abriss der Brücke
Nach dem erneuten Baustopp an der Carolabrücke fordert die Politik ein resolutes Umdenken im Dresdner Rathaus. Team Zastrow im Stadtrat will sogar den Katastrophenfall ausrufen. Dadurch könnten die Abrissarbeiten ohne eine aufwendige europaweite Ausschreibung direkt und sofort an leistungsfähige Abrissunternehmer vergeben werden.
Es sei offenbar, dass die bisherige Strategie in die Sackgasse führe, so Fraktionschef Holger Zastrow. Wenn die Stadt so weitermache, stehe die Brücke auch in einem Jahr noch. Zusätzlich drohe ein bürokratisches und langwieriges Ausschreibungsverfahren bei der Vergabe der Abrissarbeiten.
„Jeder, der die Arbeiten an der Brücke beobachtet, beschleicht das mulmige Gefühl, dass das so nichts wird", sagte Zastrow. Es gebe nichts Wichtigeres in der Stadt, als die Wasserstraße, das Terrassenufer und den Elberadweg wieder freizugeben und die neue Brücke zu planen.
Dass man stattdessen mit der für Dresden leider typischen Langsamkeit und Kompliziertheit arbeite und auch ein halbes Jahr nach dem Einsturz immer noch keine Lösung für den Abbruch habe, könne nicht so weitergehen.
Am großen Pfeiler auf der Neustädter Seite der #Carolabrücke der Züge A und B wurden Spannstahlbrüche durch das installierte Monitoring festgestellt. Diese neue Gefahrensituation wird nun bewertet. Die Schifffahrt wird heute vorerst eingestellt, ebenso die Abrissarbeiten Zug C.
— Stephan Kühn (@stephankuehn) February 18, 2025