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Der erste Blick in den neue Ausstellung in den Kunstsammlungen, die morgen eröffnet wird.
Darum bekam Chemnitz die Schätze des Sammlers
Manchmal ist es einfach eine Frage des richtigen Moments. Die Kunstsammlungen Chemnitz haben 42 Werke aus der Sammlung von Hermann Gerlinger erhalten – ein Konvolut, das sich sehen lassen kann. Darunter Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgrafiken und sogar zwei Plastiken. Namen wie Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner stehen drauf – also die drei großen Köpfe der Brücke-Bewegung.
Morgen Abend (17. Oktober) wird die Schenkung am Theaterplatz mit einer Sonderausstellung eröffnet. Dann sind die Werke bis zum 1. Februar zu sehen.
Warum ausgerechnet Chemnitz?
Die Antwort darauf ist so schlicht wie schön: Weil es passte. Gerlinger, Unternehmer aus Würzburg, hatte gelesen, dass Chemnitz im Frühjahr das Karl-Schmidt-Rottluff-Haus eröffnet hat. Und genau dort, am Geburtsort des Künstlers, sollten einige seiner frühen Werke künftig hängen. Also griff er zum Telefon. Schon am ersten Arbeitstag der neuen Generaldirektorin Florence Thurmes meldete er sich – mit dem Angebot der Schenkung.
Seit den 1970er-Jahren zeigen die Kunstsammlungen in wechselnden Ausstellungen Werke von Schmidt-Rottluff. Chemnitz gilt längst als einer der wichtigsten Orte für den Brücke-Expressionismus.
Vom Schüler zum Meister
Ein Teil der Schenkung ist ausdrücklich dem Karl-Schmidt-Rottluff-Haus gewidmet. Darunter frühe Bleistiftstudien, Aquarelle und Druckgrafiken aus seiner Jugendzeit – entstanden, als der spätere Expressionist gerade 16 Jahre alt war. „Man sieht da schon, wie er mit der Komposition spielt“, sagt Thurmes.
Von Kirchner kommen die Lithografie-Reihe Bilder zu Sakuntala und das Gemälde Zwei Männer (1919). Von Heckel unter anderem die Holzschnitt-Serie Die Ballade vom Zuchthaus zu Reading und die Madonna von Ostende – Arbeiten, die seine Zeit als Sanitäter im Ersten Weltkrieg spiegeln.
Höhepunkt der Sammlung
Das Stück, das herausragt, ist Schmidt-Rottluffs Du und ich. Ein Doppelbildnis von ihm und seiner Frau – gemalt 1919, im Jahr ihrer Hochzeit. Ein Bild, das der Künstler dem Sammler persönlich verkaufte.
Mit Unterstützung des Freundeskreises konnten die Kunstsammlungen zudem vier weitere Werke erwerben, darunter Mädchen vor dem Spiegel und Selbstbildnis von 1919.
Nach Ende der Ausstellung am 1. Februar 2026 ziehen die Werke, die für das neue Karl-Schmidt-Rottluff-Haus bestimmt sind, dorthin um. Geplant ist der Umzug Ende März oder Anfang April 2026 – nach einer kurzen Umbauphase im Haus selbst.