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Vorstände, Professoren und Wissenschaftler des Uniklinikums Leipzig bei der feierlichen Einweihung des neuen Linearbeschleunigers.
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Es wird erklärt, welche Vorteile und Neuerungen das Gerät hat. Toll: Man wird nicht in eine abgeschlossene Röhre geschoben, wovor viele Angst haben.
Verbesserung der Krebs-Therapie: Neues Gerät an Leipziger Uni-Klinik
Am Universitätsklinikum Leipzig gibt es einen neuen Hoffnungsträger im Kampf gegen den Krebs. Ein innovativer Linearbeschleuniger, der erste seiner Art in Sachsen und ganz Mitteldeutschland, soll die Strahlentherapie revolutionieren und Krebspatienten eine maßgeschneiderte Behandlung ermöglichen. Aber was kann das Hightech-Gerät wirklich? Professor Dr. Dr. Nils Nicolay, Direktor der Klinik für Strahlentherapie, erklärt, was diesen „Quantensprung“ so besonders macht.
Ein Bestrahlungsplan, der sich anpasst
Stellen Sie sich vor, Ihr Bestrahlungsplan würde jeden Tag neu berechnet und exakt auf die Veränderungen in Ihrem Körper abgestimmt. Genau das sei mit dem neuen Gerät möglich. Das Herzstück der Innovation ist eine Kombination aus hochauflösender CT-Bildgebung und künstlicher Intelligenz. „Zum ersten Mal kann dieses neue Strahlentherapiegerät mit Hilfe hochauflösender CT-Bildgebung einen tagesaktuellen Bestrahlungsplan erzeugen“, erklärt Prof. Nicolay.
Früher seien die Berechnungen viel aufwendiger gewesen? Dank der Unterstützung durch künstliche Intelligenz können neue Berechnungen nun innerhalb von wenigen Augenblicken erstellt werden. „So kann der Patient, noch während er auf der Bestrahlungscouch liegt, mit einem maßgeschneiderten, tagesaktuellen Bestrahlungsplan behandelt werden.“, so Nicolay.
Diese tagesaktuelle Anpassung sei entscheidend, denn Tumore und das umliegende Gewebe würden sich im Laufe einer Behandlung verändern. Mit der neuen Technik könnten Ärzte diese Veränderungen berücksichtigen und die Strahlung millimetergenau auf den Tumor lenken, ohne gesundes Gewebe unnötig zu schädigen.
Weniger Nebenwirkungen, mehr Präzision
Jeder, der schon einmal eine Strahlentherapie mitgemacht hat, weiß, wie wichtig die Minimierung der Nebenwirkungen ist. Das neue Gerät am Uniklinikum Leipzig hat auch hier einen klaren Vorteil. „Das Nebenwirkungsrisiko sinkt tatsächlich mit dieser Technologie nochmal erheblich“, betont Prof. Nicolay. Er weist jedoch darauf hin, dass es bei jeder medizinischen Behandlung Risiken gibt: „Jeder Patient reagiert unterschiedlich auf medizinische Behandlungen.“
Die Präzision des Geräts führe nicht nur zu geringeren Nebenwirkungen, sondern erhöhe auch die Erfolgsaussichten der Therapie. „Wir können präziser die Bestrahlung anwenden, präziser sicherstellen, dass der therapeutische Strahl genau dort trifft, wo er treffen soll“, sagt der Experte.
Forschung und Hoffnung
Die Idee, die Bestrahlung an die tagesaktuellen Gegebenheiten anzupassen sei nicht neu, aber erst jetzt wäre die Technik so weit, sie in die Praxis umzusetzen. Der limitierende Faktor sei bisher die Rechenleistung gewesen, aber mit der künstlichen Intelligenz wären diese Hürden gefallen. „Wir wissen schon aus der Vergangenheit, dass Patienten von diesen angepassten, adaptierten Bestrahlungen erheblich profitieren“, so Prof. Nicolay.
Das Gerät in Leipzig ist ein Millionen-Euro-Projekt, das aus Landesmitteln finanziert wurde. Diese Investition hat ein klares Ziel: die Verbesserung der Patientenversorgung. Besonders Tumore im Bauch- oder Beckenraum, wie zum Beispiel das Prostatakarzinom, können von der neuen Methode profitieren. Diese Krebsarten verändern sich oft stark während der Behandlungszeit.
Und die Heilungschancen? „Heilungschancen in der Onkologie schwanken natürlich erheblich“, erklärt Prof. Nicola. Während die Prognose bei manchen Krebsarten, wie dem Prostatakarzinom, bereits exzellent sei (weit über 90 Prozent), wäre sie bei anderen deutlich schlechter. Die Strahlentherapie sei ohnehin nur ein Baustein von vielen in der Krebstherapie. Aber durch die präzisere Behandlung rechnen die Ärzte dennoch mit einer besseren Chance für bestimmte Patientengruppen.
Die Forschung am Gerät werde weitergehen, um noch besser zu verstehen, welche Patienten am meisten von dieser bahnbrechenden Technologie profitieren. Eines sei jedoch jetzt schon klar: Für die Krebstherapie in der Region habe eine neue Ära begonnen, so die Ärzte vom Uni-Klinikum.