„Ich war betrunken“ - Freispruch in Weißwasser
Er war angeblich sturzbetrunken, konnte sich an nichts mehr erinnern, und es gab auch keine Fingerabdrücke – ein als Kabeldieb angeklagter Pole hat das Amtsgericht Weißwasser ohne Handschellen verlassen. Der Amtsgerichtsdirektor sprach den 32-Jährigen gestern frei. Sein Bekannter, der ihn hätte belasten können, ist untergetaucht. Weitere Zeugen gab es nicht. Die Tat liegt schon sechs Jahre zurück.
Der Angeklagte und sein Kumpel – das ist unbestritten – waren zum Tatort unterwegs. In Mühlrose am Rand des Tagebaus Nochten wurden von einem Lagerplatz zwei Rollen Kupferleitung gestohlen. „Ich kann aber nicht mehr sagen, ob ich dabei gewesen bin“, beteuerte der Angeklagte. Er sei später auf den Kupferrollen aufgewacht. Polnische Polizisten weckten ihn. Sein Kumpel flüchtete.
Es folgten Vorladungen vor Gericht und Schreiben seines Anwalts. Der Pflasterer ignorierte die Post. Er habe die Woche über auswärts gearbeitet und die Papiere in die Ecke geschmissen. Die Staatsanwaltschaft Görlitz erließ Haftbefehl. In Gubin stellte sich der Pole. Er kam zunächst nach Dresden, dann nach Görlitz in Haft. Eine Woche saß er im Gefängnis. Nun ist er wieder frei.
Das Freispruch ist aber noch nicht rechtskräftig. Der Staatsanwalt hatte eine Freiheitsstrafe von acht Monaten auf Bewährung gefordert. Er bezeichnete die Aussage des Angeklagten, dass er keine Erinnerung mehr habe, als Schutzbehauptung. Dagegen war der Verteidiger von der Unschuld seines Mandanten überzeugt. Er sei in seinem Zustand gar nicht in der Lage gewesen, die Kabelrollen zu bewegen.
