Missbrauchsprozess in Görlitz: „Sie sollte wie eine Sexsklavin funktionieren“
Ein Mann aus dem Kreis Bautzen soll seine beiden Stieftöchter über Jahre sexuell missbraucht haben. Seit heute wird dem 40-Jährigen am Landgericht Görlitz der Prozess gemacht.
Als er in den Schwurgerichtssaal geführt wurde, brachen die beiden Mädchen in Tränen aus. Sie treten als Nebenklägerinnen auf. Wir haben bewusst darauf verzichtet, den Wohnort des Angeklagten sowie die Vornamen und das Alter der beiden Stieftöchter zu nennen, um die beiden nun erwachsenen Mädchen zu schützen.
Anklage: Stieftochter sollte wie eine Sexsklavin funktionieren
Rund eine Stunde verlas die Staatsanwältin die Anklage. Sie schilderte erschütternde Details. Der Angeklagte soll die ältere Stieftochter nicht nur selbst missbraucht, sondern auch zum Sex und extremen Sexpraktiken mit fremden Männern gezwungen haben – bei sogenannten Gangbangs auf Parkplätzen an der A 4 und im Wald. Die Treffen filmte er und gab Regieanweisungen. „Er verlangte Gehorsam, sie sollte wie eine Sexsklavin funktionieren“, so die Staatsanwältin. Wenn sie sich gegen seinen Willen stellte, habe sie nicht ausgehen dürfen. „Nur wenn sie gespurt hatte, durfte sie sich mit ihren Freunden treffen.“ Ihre jüngere, damals noch minderjährige Schwester soll er auch missbraucht und von ihr Aufnahmen gemacht haben. Bilder, auf denen beide Stieftöchter nackt posieren, stellte er ins Internet.
Als Mädchen in Erotikportalen ausgegeben und über 100.000 Euro ergaunert
Vorgeworfen wird dem gelernten Maler außerdem Betrug in fast 250 Fällen. Er gab sich in Kontaktforen im Internet als junges Mädchen, postete Bilder und Videos von seinen Stieftöchtern und täuschte eine finanzielle Notlage vor. Die Männer fielen auf den Schwindel rein und überwiesen Geldbeträge auf das Konto der älteren Stieftochter, von der er laut den Ermittlungen die EC-Karte besaß. Mal waren es ein paar Hunderter für das angeblich kaputte Auto oder für den Urlaub in Ägypten, mal auch Kredite in vierstelliger Höhe. Ihr Geld – insgesamt über 100.000 Euro – sahen die Geprellten nicht wieder, und Dates mit dem angeblich jungen Mädchen gab es natürlich nicht.
Angeklagter: Es war einvernehmlicher Sex
Der Angeklagte gab die Betrügereien zwar zu. Da habe aber auch seine Stieftochter mitgemacht. „Mal habe ich die Sprachnachrichten getippt, mal sie.“ Die Missbrauchsvorwürfe wies er zurück. Es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt. Der Prozess wird fortgesetzt.