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Prozess in Bautzen: „Ich habe fremde Leute im Haus gespürt“

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Er nahm ein Schwert, schlug damit das Mobiliar in seinem Zimmer kurz und klein, zerstörte Fotos von sich. Anschließend zündete  er sein Bett mit Feuerzeugbenzin an. Seine Bleibe unterm Dach im Elternhaus in einem Radeberger Ortsteil  brannte an jenem Nachmittag im Mai dieses Jahres aus. Durch das Feuer wurde das Einfamilienhaus unbewohnbar. Schaden: über 200.000 Euro!

Zu Prozessbeginn heute vor dem Amtsgericht Bautzen räumte der 25-Jährige die Tat ein.  Es sei ihm alles zu viel geworden. Zwei Lehren geschmissen, in die „falsche Frau“ verliebt, abgerutscht   auf die Drogenschiene, täglich ein Gramm Crystal genommen, in den Tag hinein gelebt, Musik gehört und geschlafen.  Irgendwann habe er fremde Leute im Haus gespürt, sie zwar nicht gesehen, aber gerochen und „kalte Luftzüge“ wahrgenommen.  Einmal, unter der Dusche, seien sie wieder da gewesen, so intensiv, dass der die Duschkabine zerstört habe. Das alles seien wohl Wahrnehmungs- und Sinnesstörungen, nuschelte er.

Er habe Hilfe gesucht, wollte angeblich eine Therapie machen,  hatte aber keine Krankenversicherung.  Einen Termin, den seine Mutter bei seiner Hausärztin gemacht hatte, ließ er verstreichen. Die Beziehung zu seiner Freundin habe ihn aus der Bahn geworfen, sagte sie aus. Sie und ihr Mann aber bemerkten offenbar nichts von psychischen Störungen. „Manchmal hatte er moralische Ausbrüche“,  so der Vater  

Richter Dirk Hertle, der den Fall eigentlich heute zu Ende bringen wollte, setzte den Prozess aus. Der Angeklagte soll nun von einem Psychiater untersucht werden. Möglicherweise war er zur Tatzeit nicht oder nur eingeschränkt schuldfähig. Bis das Verfahren von neuem beginnt, bleibt der junge Mann weiter in Untersuchungshaft.