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Die Baugrube für den neuen Spiel-Fitness-Park an der Samuel-Lampel-Straße in Leipzig-Mockau.
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Am Bauzaun ist das Projekt skizziert.
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Die Rentner, die offenbar alle dagegen sind, wohnen im Haus direkt gegenüber des geplanten Fitness-Parks.
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Die Bauarbeiten sind vor zwei Wochen gestartet, vorher war hier eine grüne Wiese.
Stadt baut Fitness-Park für 265.000 Euro, den keiner will
Großer Ärger über Bürgerbeteiligung in Leipzig, die offenbar ihren Namen nicht verdient. Es geht um eine Art neuen Fitness-Park, der derzeit an der Samuel-Lampel-Straße in Leipzig-Mockau errichtet wird. Er ist vor allem auch für die älteren Anwohner dort gedacht.
Darum geht´s
Neben dem ehemaligen Mockauer Wasserturm wird bis Jahresende ein Sport- und Spielbereich gebaut. Laut Stadt soll das Freizeitangebot dort „möglichst multifunktional und integrativ sein und generationsübergreifend genutzt werden.“ Entstehen soll zum Beispiel ein Calisthenics-Bereich, bei dem man Krafttraining mit dem eigenen Körpergewicht macht. Außerdem weitere Fitnessgeräte, eine Slackline, eine Tischtennisplatte sowie neue Bäume, Büsche und Stauden.
Rund 265.000 Euro wird das Ganze voraussichtlich kosten, im Rahmen des Bundesprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ werden 220.000 Euro davon gefördert.
Bürgerbeteiligung? „Alle waren dagegen.“
Eine entrüstete Hörerin hat sich bei uns gemeldet und protestiert: „Bei der Vorstellung dieses Projektes durch die Stadt vor Ort haben alle anwesenden Bürger dagegen gesprochen. Unsere wichtigen Hinweise wurden jedoch nicht berücksichtigt und der Platz wird jetzt einfach von der Stadt gebaut.“ Niemand brauche ihn. „Es ist keine Aufwertung des Platzes. Im Gegenteil: Die letzte kleine grüne Wiese wurde weggebaggert. Mockau wird zugebaut ...“.
Bürgerbeteiligung geht irgendwie anders: Eine Umfrage vor Ort bestätigt die vielen Einwände. Jeder, den wir getroffen haben, hat sich gegen den Bau ausgesprochen: „Wir wollen das nicht“ oder „Ich finde das idiotisch“ heißt es dort auf Nachfrage von den Senioren. Eine andere, über 80-jährige Frau erzählt, dass man zusätzlich das Aufstellen von Fahrradschuppen vorgeschlagen hätte, damit man die Räder nicht mehr aus dem Keller schleppen muss. „Mein Mann ist gestorben und seitdem ist das sehr schwer für mich. Doch das wurde auch nicht berücksichtigt“, sagt sie traurig.
Stadt bestreitet die Vorwürfe: Angeblich gab es breite Akzeptanz
Wir haben bei der Stadt Leipzig nachgehakt. Von dort heißt es, dass die Anwohner auf die vorgestellte Entwurfsplanung im vergangenen Jahr unterschiedlich reagiert hätten. „Einige reagierten gegenüber einer Fläche mit Aktiv- und Bewegungsangeboten eher skeptisch, befürchteten die Zunahme von Lärm, Vandalismus und Vermüllung und fanden es schade, dass die Grünfläche entwickelt werden soll.“
Andere hätten die Idee „attraktiv und ansprechend“ gefunden und hätten das Potential für einen gemeinsamen Bewegungs-Treffpunkt gesehen. Es habe zur Bürgerbeteiligung mehrere Versammlungen gegeben und die ersten Entwürfe seien noch mal überarbeitet worden. Allen habe man es nicht Recht machen können, „aber in der Breite war die Akzeptanz bei den Anwohnern absolut vorhanden.“
Es habe eine mehrstufige Beteiligung zur Gestaltung der Fläche gegeben. Am 10. April 2024 und am 15. Juni 2024 sei „jeweils die Vorentwurfsplanung vom Amt für Stadtgrün und Gewässer zusammen mit dem Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung den Anwohnenden und interessierten Bürgerinnen und Bürgern vor Ort vorgestellt“ worden.
Und weiter heißt es: „Mit großer Mehrheit wurde sehr positiv aufgenommen, dass im Stadtteil und auf der Fläche etwas passiert.“ Davon haben wir vor Ort allerdings nichts gemerkt. Im Gegenteil. Wir fanden nicht einen Befürworter des Projekts. Alle hätten lieber ihre schöne grüne Wiese behalten ...