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Lisa D. werden die Handschellen in der Verhandlung abgenommen. Sie soll ihr Baby getötet haben
Totes Baby von Freital: Urteil verschoben!
Das Urteil am Landgericht Dresden im Fall der Babyleiche aus Freital ist verschoben worden. Eigentlich hätte es am Freitag gesprochen werden sollen. Wie es vor Gericht hieß, wird der Prozess nun fortgesetzt - nächster Termin ist am 23. Oktober.
Staatsanwaltschaft fordert sieben Jahre Haft für die Angeklagte
Die Staatsanwaltschaft Dresden plädiert auf Totschlag und fordert sieben Jahre Haft für die 24 Jahre alte Postbotin. Laut dieser hätte die junge Frau ihr Kind in der Zeit zwischen dem 2. und 7. Februar dieses Jahres auf der Toilette ihrer Wohnung in Freital zur Welt gebracht und das Neugeborene kurz darauf erstickt. Nach dem rechtsmedizinischen Gutachten könne das Kind nicht plötzlich einfach gestorben sein, sagte der Vertreter der Staatsanwaltschaft weiter.
Verteidiger verschiebt sein Plädoyer
Der Verteidiger der Angeklagten, Peter Manthey, ist überrascht über die Härte der Staatsanwaltschaft, sagte er uns im Interview: „Die Angeklagte war mit der Situation überfordert und habe die Schwangerschaft lange nicht wahr haben wollen. Ich bin daher überrascht mit welcher Härte die Staatsanwaltschaft auf Totschlag plädiert und muss mein Plädoyer überdenken.“
Gutachter findet keine Hinweise auf seelische Störungen
Ein psychiatrischer Gutachter bescheinigte der Angeklagten zuvor am Freitag keine psychischen Erkrankungen oder geistige Einschränkungen. Allerdings verwies der Psychiater Matthias Lammel auf schwierige Entwicklungsbedingungen – insbesondere auf das Fehlen stabiler Bezugspersonen in der Jugend der Angeklagten.
Die 24-jährige Freitalerin brachte das kleine Mädchen zu Hause zur Welt
Die junge Postbotin hatte gestanden, am 2. Februar zu Hause ein Mädchen zur Welt gebracht zu haben. Weil es nach anfänglichen Geräuschen keine Lebenszeichen mehr von sich gab, habe sie es in eine Decke gewickelt und in einer Tüte in die Bio-Tonne gelegt. Das ließ die Freitalerin, die bereits Mutter zweier Töchter ist, über ihren Anwalt in einer Erklärung verlesen.
Fünf Tage später wurde es dann auf dem Wertstoffhof in Freital mit umfangreichen Verletzungen gefunden. Rechtsmedizinerin Sindy Jacobi von der TU Dresden erklärte am vorletzten Verhandlungstag, das Baby sei „keine Frühgeburt“ und normal entwickelt gewesen. Die Obduktion der Lunge habe ergeben, dass das Kind „maximal 30 Minuten gelebt“ habe.
Es sei im Nachhinein jedoch nicht mehr eindeutig nachweisbar, ob das Kind erstickt wurde, erstickte oder später an der Nicht-Versorgung der Mutter (z. B. Unterkühlung) verstarb. Ebenfalls ungeklärt blieb, warum in der Leber des Babys 2,14 Promille Alkohol festgestellt wurden, in anderen Organen aber weit weniger. Man könne diesen Alkoholwert keinesfalls 1:1 auf die Mutter übertragen, so die Rechtsmedizinerin.
Lisa D. wirkte während der Verhandlungen scheu und verschlossen, drehte oft ihr Gesicht weg vom Publikum. Dort saßen auch ihre Mutter und Geschwister.