- Schüler auf dem Leuschner Platz mit selbstgebastelten Protest-Schildern.
- Ein Schüler hatte dieses Schild dabei.
- Die Botschaft ist klar.
Schülerstreik in Leipzig: „Unsere Brüder sollen nicht an den Grenzen sterben!“
Während der Bundestag heute das neue Wehrdienstgesetz verabschiedete, gingen in ganz Deutschland Schüler auf die Straße – auch in Leipzig. Auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz begann die Kundgebung bereits um 9 Uhr. Bereits eine halbe Stunde später hatten sich mehrere Hundert Menschen versammelt – nicht nur direkt Betroffene, sondern auch Freunde, Geschwister, Eltern und Lehrkräfte.
Ab 17 Uhr wollen die Demonstranten vom Leuschner-Platz über den Ring zum Willy-Brandt-Platz laufen, mit weiteren Kundgebungen unterwegs und am Ende. Viele Schüler haben uns erzählt, dass sie zuvor Anträge auf Freistellung von der Schule gestellt hatten, um an dem Streik teilnehmen zu können. Sie wurden alle abgelehnt. Trotzdem waren viele Jugendliche dabei.
Warum die Jugendlichen streiken
Die Demonstranten warnen davor, dass mit dem neuen Gesetz junge Menschen zur Teilnahme am Militärdienst gezwungen werden könnten. Viele sprechen von Zwang und kritisieren die Reform als Eingriff in ihre Zukunft.
Ein 15-jähriger Schüler warnte in einer Rede auf dem Leuschner Platz davor, dass eine Musterung und ein verpflichtendes Ausfüllen eines Fragebogens bereits einen erheblichen Eingriff in die Freiheit junger Menschen darstelle. Er verweist auf Missstände in der Bundeswehr, fehlende Expertise in wichtigen Bereichen sowie strukturelle Probleme, die man nicht durch neuen Zwang lösen könne. Viele Schüler betonten auch, dass sie sich übergangen fühlen und sich lieber eine demokratische Diskussion statt einer schnellen Gesetzesentscheidung gewünscht hätten.
Das Gesetz in Kürze
Mit dem Gesetz will die Regierung die Streitkräfte personell deutlich aufstocken — Ziel ist es, bis 2035 auf rund 260.000 aktive Soldaten sowie 200.000 Reservisten zu kommen. Kritiker warnen, das könne junge Generationen unverhältnismäßig belasten. Befürworter verteidigen das Gesetz mit Blick auf verschärfte Sicherheitslagen und wachsende Anforderungen an die Landes- und Bündnisverteidigung.
Die Regelung setzt auf Freiwilligkeit und einen attraktiven Dienst: Alle 18-jährigen Männer und Frauen erhalten ab Anfang 2026 einen Fragebogen, der ihre Motivation und Eignung für den Dienst in den Streitkräften ermittelt. Für Männer ist die Beantwortung verpflichtend, für Frauen freiwillig. Zudem wird für alle Männer, die ab dem 1. Januar 2008 geboren wurden, die Musterung wieder zur Pflicht. Grundsätzlich solle der Dienst auf freiwilliger Basis erfolgen. Wird die gewünschten Zahlen nicht erreicht, könnte es zu einer Bedarfswehrpflicht kommen – darüber müsste der Bundestag dann in einem erneuten Gesetzgebungsverfahren abstimmen.
Ein Protest mit Signalwirkung
Der heutige Schulstreik zeigt: Viele junge Menschen sind gegen die Pläne der Bundesregierung. Ob der Widerstand Wirkung zeigen kann, wird sich zeigen. Klar ist: Die Diskussion über freiwilligen Dienst, Pflicht-Musterung und mögliche Wehrpflicht bleibt hochbrisant.


